Die ewige Nacht der zwölf Monde

Titel: Die ewige Nacht der zwölf Monde
Originaltitel:La Eterna Noche de las Doce Lunas
Regie: Priscila Padilla

Kolumbien 2013 ○ 87 Min.
Dokumentarfilm
Spanisch/Wayunaiky ○ dt. Einsprache, engl. UT
empfohlen ab 12 Jahren

Drehbuch, Produzentin: Priscila Padilla
Kamera: Daniela Cajias
Schnitt: Ximena Franco
Musik: Danny Rubio, Sol Okarina

Mi. 13.02. 15:00 Uhr
Haus der Kulturen der Welt 1
Do. 14.02. 11:30 Uhr
CinemaxX 3
So. 17.02. 12:30 Uhr
Haus der Kulturen der Welt 1

Inhalt
Während der Zeit in Klausur stärken wir Frauen Seele und Geist und lernen, widerstandsfähig zu werden.
Pili ist zwölf Jahre alt, als sie für ein Jahr in eine einsame Hütte zieht. So will es der alte Brauch ihrer Gemeinschaft der Wayuu. Ihre Großmutter glaubt, dass ein Mädchen nur so zu einer guten Frau werden kann. Doch zwölf Monde sind eine sehr lange Zeit und es ist oft einsam, so ganz ohne die Freunde aus der Schule, mit denen sie lachen konnte. Pili webt ihre bunten Tücher, während draußen vor der Lehmhütte das Dorfleben einfach weitergeht. Immer wieder gibt es Belehrungen. Will Pili ihr Leben wirklich so führen, wie die Alten es ihr vorschreiben?

Content
It´s during seclusion that we, the women strengthen our soul and spirit and learn to become tough.
When Pili reaches the age of twelve, she moves into an isolated hut for a year. This is what she‘s required to do according to the customs of her people, the Wayuu. Her grandma believes it‘s the only way a girl can develop into a good woman. But twelve cycles of the moon is a very long time, and it‘s lonely for Pili now that she can‘t even laugh with her school friends. Pili weaves her coloured cloths while village life just carries on as normal outside her mud hut. Again and again she has to listen to the advice of the elders. Does Pili really want to live her life in the way that they dictate?

17.02.2013, Sarah Gosten

Ein Jahr lang abgeschieden in einer Hütte. Ohne Erlaubnis von jemand anderem als ihrer Lehrerin besucht und gesehen zu werden. Ohne Erlaubnis zu lachen. Das ist die Seklusion. Die Zeit nach der ersten Menstruation, in der die Mädchen alleine zur Ruhe kommen sollen. Nur wenn man die Seklusion ein Jahr lang übersteht, wird man in der Gemeinschaft der Wayoo anerkannt. Nur dann hat man die Chance auf einen guten Brautpreis.

In dieser Situation befindet sich Pili, die sich dazu entschlossen hat, diesen alten Brauch fortzuführen, obwohl längst nicht mehr alle dieser Sitte folgen. Ein Jahr lang soll sie ruhig in ihrer Hütte sitzen und die alten Künste der Wayoo lernen. Vor allem das Weben ist in dieser Gemeinschaft sehr wichtig.

Doch der Film beginnt schon früher. Er zeigt die Alten der Gemeinschaft, die Pili alle mit unterschiedlichen Worten überzeugen und bestärken wollen, dass die Seklusion sehr wichtig für sie sei. Im Grunde scheint es fast so, als hätte sie keine Wahl.

Die ewige Nacht der zwölf Monde ist ein sehr informativer Film aus dem Norden Kolumbiens über die dort weitverbreitete Sitte der Seklusion. Tatsächlich wurde ich den ganzen Film über mit so vielen Informationen über diesen Brauch überschüttet, dass ich nach einer Weile nicht mehr ganz so aufnahmefähig war. Dennoch ist dieses Thema sehr interessant. Bisher hatte ich noch nie einen Film darüber gesehen oder irgendein Buch gelesen, was davon handelt, deswegen finde ich es toll, dass ich auf der Berlinale endlich die Chance dazu bekam.

Der Film hat mich ziemlich zum Nachdenken angeregt. Was würde ich in dieser Situation tun? Würde ich das überhaupt durchhalten, ein Jahr lang einsam und allein in einer Hütte zu hocken ohne meine Freunde? Wäre mir dieses Ritual überhaupt wichtig?

Es ist immer wieder spannend, Filme von anderen Teilen der Erde zu sehen und diesen fand ich sehr interessant. Sicherlich finden nicht alle dieses Thema ansprechend (vor allem wahrscheinlich Männer), aber dieser Film ist dennoch eine attraktive Gelegenheit, die Seklusion näher kennenzulernen.

19.02.2013, Johanna Gosten
Die Ewige Nacht der Zwölf Monde ist eine Art Dokumentarfilm. LANGWEILIG! Also gut, dass die Generation ihn im Programm nicht als solche ausgeschildert hat, würde ich mal sagen. Denn in dem Film wird auf eine sehr leise, berührende und interessante Weise das Leben von Pili in der Seklusion aufgenommen. Pili lebt für ein Jahr lang in einer Hütte un darf nur von Frauen besucht werden, damit der Brautpreis steigt. Sie darf nicht lachen, darf sich stundenlang nicht bewegen, wird bei Mondschein gebadet und webt, was das Zeug hält. Und das alles nur, weil ihre Großmutter es möchte.

Während die Kamera oft und lange auf Pilis Gesicht gerichtet ist, wird jede Regung eingefangen. Auch wenn sie sich sehr gut darauf versteht, ihre Gefühle zu verbergen und nicht viel zu reden, merkt man ihr an, dass sie das Ganze eigentlich nicht selbst will und sie wirkt auch etwas traurig und einsam. Ich denke, man muss sich bei diesem Film auch viel selbst dabei denken, ihren Gesichtsausdruck interpretieren und ihren Tonfall.

Ich hatte vorher noch nie davon gehört, dass Mädchen auf anderen Teilen der Erde in die Seklusion gehen sollen oder es auch wollen, weil sie es nicht anders kennengelernt haben. Daher fand ich es sehr interessant, gleich so einen informativen und nicht gerade langweiligen Film dazu zu sehen. Teilweise sind zwar einige Fragen offen geblieben, aber wie gesagt ist wohl auch viel zur Interpretation gelassen. Der Zuschauer schafft sich ein eigenes Bild über die Seklusion und kann in den stillen Momenten des Films in Ruhe darüber nachdenken.

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